Wir haben den VIBRAM FiveFingers V-RUN / Bikila EVO2 sowie das natürliche Laufgefühl getestet.
Es gibt viele Ausprägungen von Laufschuhen. Vom minimalistischen Wettkampfschuh bis zum extrem gedämpften Trainingsschuh gibt es für jeden Moment und Geschmack eigentlich den passenden Schuh. Doch ein Schuh bleibt dabei immer ein Schuh und ist im Endeffekt eine Abwandlung der natürlichen Lauf- und Gehbewegung.
VIBRAM verspricht seit Jahren mit der FiveFingers Kollektion eine Rückkehr zur natürlichen Fortbewegung. Denn der Fuß und die Zehen sind in den FiveFingers Modellen frei beweglich und passen sich so perfekt an den Untergrund an. Die Sensibilität und Beweglichkeit unserer Füße lässt uns barfuß einfach sicherer und leichter laufen. Dabei arbeiten alle Muskeln und Gelenke mit. Der Fuß wird lebendiger, kräftiger und weniger verletzungsanfällig. Wer barfuß geht nimmt automatisch eine gesunde Körperhaltung ein. Der Fuß rollt dabei natürlich ab, und das entlastet Knie und Bandscheiben.
Barfußgehen verbessert außerdem die Blutzirkulation in den Beinen und beugt damit aktiv verschiedenen Leiden aufgrund mangelnder Durchblutung vor. Beim Fortbewegen mit Fivefingers arbeiten deshalb viele Muskeln und Sehnen, welche sich anfangs erst wieder entwickeln müssen, weil sie durch das Tragen von Schuhen nicht gefordert werden. Der Fuß wird wieder stabiler und leistungsfähiger.
Genau aus diesen Gründen entscheiden wir uns für den Test des aktuellen VIBRAM FiveFingers V-RUN / Bikila EVO2 Modells aus dem Runningbereich.
Look’n’Feel
Zur Verfügung stand uns dabei der V-RUN / Bikila EVO2 in “Blue/Yellow”. Auf den ersten Blick erinnert der Schuh nicht an einen Laufschuh – gerade wenn man bereits 10 Paar Laufschuhe aller Hersteller besitzt. Vielmehr denkt man beim ersten Anblick an Wasser- oder Kampfsport. Denn der Schuh wiegt faktisch nix (ca. 265g bei Gr. 43 ) und hat eigentlich keine Dämpfung. Das “Upper” ist ebenfalls sehr dünn und leicht gehalten und erinnert auch vom Feeling keinesfalls an einen Bezug zum Laufsport. Dazu kommt in unserem Fall noch ein extrem knalliger Colorway, welcher den per se schon extravaganten Schuh nochmals optisch pusht. Aufgeregte Blicke von ahnungslosen Passanten sind garantiert.
Sizing
Das A und O bei dem FiveFingers Modell ist definitiv der Fit. Kann man bei einem normalen Laufschuh mal eine halbe Nummer hoch oder runter gehen, muss der V-RUN / Bikila EVO2 perfekt sitzen. Dabei sollte man sich nicht an der eigentlichen Größe in anderen Laufschuhen orientieren (den Fehler haben wir zuerst gemacht), sondern definitiv den Size Guide auf der Vibram FiveFingers Homepage nutzen. Dieser ist relativ simpel – einfach den Fuß abmessen – passt aber perfekt. Wir sind so ganze zwei Nummern runtergegangen und hatten beim 2. Versuch den perfekten Fit.
Running Experience
Uns wurde geraten, auch als wirklich erfahrener Läufer, mit kurzen Strecken anzufangen, da der FiveFingers mit seinem natürlichen Laufgefühl die Muskeln im Bein komplett anders belastet. Na klar…. Natürlich haben wir die “Warnung” nicht für voll genommen und sind direkt auf unsere normale 10 KM Runde los – fast. Denn um ein Gefühl für den Schuh zu kriegen haben wir erst einige Bahnen auf einer Wiese probiert. Gerade die Position der Zehen ist anfangs etwas ungewohnt, da diese durch die besondere Schuhform per se gespreizter als normal sind. Nach 3-4 Bahnen ging es auf unsere normale Runde – ein Mix aus Schotterwege und Waldboden sowie einem wirklich minimalen Asphaltanteil.
Anfangs lief alles easy. Klar merkte man den Untergrund deutlicher als bei einem normalen Schuh, doch es tat nix weh. Aber nach 3-4 Km setzte der Effekt ein. Die Waden fühlten sich auf einmal an als hätte man einen 20 Kilometer Trailrun mit 1.000 und mehr Höhenmeter hinter sich gebracht. Der komplette Bewegungsapparat reagierte plötzlich auf die Umstellung und war richtig am arbeiten.
So entschieden wir uns die Strecke auf 5 Km abzukürzen und frühzeitig den Rückweg anzutreten. Zu Hause angekommen hatten wir keinerlei Abschürfungen, Blasen oder ähnliches – der V-RUN / Bikila EVO2 saß perfekt. Doch am Morgen danach erschien etwas, was eigentlich nur selten vorkommt – MUSKELKATER. Die kompletten Beine waren platt, matt und taten weh. Kein schlimmer Schmerz, aber ein Muskelkater, wie wenn man gerade einen Obstacle Run über eine Halbmarathondistanz hinter sich gebracht hätte.
Mit diesen Erfahrungen im Kopf steigerten wir somit bei jedem Run langsam die Distanz. Nach 1-2 Wochen Training hat man sich wirklich an das Prinzip gewöhnt und kann dann langsam wieder auf Normaldistanz gehen. Wenn man sich an die Nähe zum Boden gewöhnt hat, kann man mit den Vibram FiveFingers auch richtig Speed machen, da man den direkten Bodenkontakt direkt zum Abstoß nutzen kann und somit keine Millisekunde wie mit einer klassischen Dämpfung verliert.
Fazit
Der Vibram FiveFingers V-RUN / Bikila EVO2 ist eine einzigartige Erfahrung. Es handelt sich dabei um keinen alltäglichen Laufschuh und er ist sicherlich nicht für Anfänger geeignet. Aber gerade als erfahrener bzw. ambitionierter Läufer sollte man für einen erhöhten Trainingszweck immer mal wieder die Schuhe wechseln, umso neue Reize für den Körper zu setzen.
Sollte man sich für einen V-RUN / Bikila EVO2 entscheiden, gilt es einige Punkte wirklich zu beachten:
- Nehmt euch Zeit bei der Größenfindung
- Trainiert wirklich langsam und nehmt euch Zeit – der Körper muss sich wirklich umgewöhnen
- Übt im Idealfall erst auf einem weichen Untergrund und tastet Euch langsam an härtere Böden
Nimmt man sich diese Punkte zur Brust, macht der Vibram FiveFingers V-RUN / Bikila EVO2 wirklich Spaß. Wir werden ihn auch weiter nutzen – aber nicht jeden Tag. Doch um mal mit dem Gewohnten zu brechen und bewusst neue Reize zu setzen ist er ideal.
Weitere Informationen rund um den Vibram FiveFingers V-RUN / Bikila EVO2 sowie alle weiteren Modelle findet Ihr direkt online.