Warum nehmen manche Menschen mühelos ab, während andere ständig mit Heißhunger kämpfen?
Die Antwort könnte in den Genen liegen. Bestimmte Muster des Essverhaltens hängen zu 36 bis 48 Prozent von erblichen Faktoren ab. Wer sich mit Hungergelüsten und hartnäckigen Kilos herumplagt, sollte das neue Jahr nutzen, um sich selbst besser zu verstehen. Statt den verschiedensten Abnehmtrends blind zu folgen, könnten individuell an das eigene Erbgut angepasste Ernährungspläne und Bewegungskonzepte zum Erfolg führen. Die Gene „merken“ sich Fettleibigkeit und fördern das erneute Zunehmen nach einer Diät, was auch zum gefürchteten Jojo-Effekt beiträgt.
Dr. Daniel Wallerstorfer, Biotechnologe, Nutrigenetiker und Gründer von Novogenia, erklärt, wie bestimmte Variationen des Erbguts das Essverhalten beeinflussen können und wie das Wissen darüber clever genutzt werden kann. Erbanlagen sind zu etwa 60 Prozent dafür verantwortlich, dass jemand Übergewicht entwickelt. „Die Genetik steuert vor allem das Hungergefühl und die Regulierung des Energieverbrauchs“, erklärt Dr. Wallerstorfer, Biotechnologe, Nutrigenetiker und Gründer von Novogenia. Kein Wunder, dass das Abnehmen für manche Menschen schwieriger ist. Ein Beispiel dafür ist das MC4R-Gen. Ein Defekt in diesem Gen beeinträchtigt die Verarbeitung des Sättigungssignals. Betroffene essen oft zu viel, weil sie kein richtiges Sättigungsgefühl kennen. Eine weitere wichtige DNA-Sequenz ist das FTO-Gen, das eine Rolle bei der Regulierung des Essverhaltens spielt. Es beeinflusst die Signalübertragung im Gehirn und löst dadurch vermehrt Essensimpulse aus. Menschen mit bestimmten Varianten dieses Gens verspüren daher häufiger Hunger und neigen dazu, oftmals zu kalorienreicher Nahrung zu greifen. Eine Analyse der persönlichen Veranlagung hilft, die Stärken und Schwächen des eigenen Körpers gezielter zu verstehen. Dr. Daniel Wallerstorfer macht deutlich: „Das Erbgut setzt den Rahmen, aber wie man sich ernährt und bewegt, entscheiden man schließlich selbst!“ Wer seine Gene kennt, kann Ernährung und Fitness präzise abstimmen und nahtlos in den Alltag integrieren. Krafttraining oder Ausdauer? Fette- oder Kohlenhydrate meiden? Die Antwort liegt meist in individuell abgestimmten Maßnahmen. Mit dem Wissen lässt sich trotz genetischer Veranlagung ein gesundes Gewicht erreichen.
Heißhunger kann sowohl durch biologische als auch psychologische sowie umweltbedingte Faktoren ausgelöst werden. Häufig wirken diese Ursachen zusammen und lösen ein intensives Verlangen nach bestimmten Lebensmitteln aus. „Vor allem körperliche Ursachen wie Blutzuckerschwankungen, Nährstoffmangel und Dehydrierung können das Verlangen nach bestimmten Lebensmitteln anregen,“ erklärt der Biotechnologe. Aber auch Stress, Langeweile, Angst oder bestimmte Situationen und Umgebungen führen schnell zu Heißhungerattacken. „Wer unregelmäßig Mahlzeiten zu sich nimmt, exzessive Diäten oder Restriktionen verfolgt, ist ebenso oft betroffen,“ erklärt Dr. Wallerstorfer. Was wenige Menschen wissen: Das sogenannte GHRL-Gen, auch bekannt als das Hunger-Gen, reguliert die Produktion des Hormons Ghrelin, das Hunger auslöst. „Kohlenhydrate senken den Ghrelin-Spiegel nur kurzfristig,“ weiß der Biotechnologe. Die Neigung zu fettreichen Lebensmitteln wird durch das FTO-Gen beeinflusst. Menschen mit bestimmten Varianten dieses Gens verspüren häufiger Appetit und essen oft auch mehr als nötig. „Das führt zu durchschnittlich etwa drei Kilogramm mehr auf der Waage“, erklärt der Novogenia-Gründer. Er fährt fort: „Übergewicht kann man zu etwa 40 Prozent selbst regeln.“ Ein weiteres Schwergewicht: das MC4R-Gen. Wenn hier ein Defekt vorliegt, fühlt sich der Körper nie richtig satt – selbst nach einer üppigen Mahlzeit kann der Appetit weitergehen. Die kurze Antwort lautet: Nein. Aber man kann sie verstehen und gezielt nutzen, statt gegen sie zu arbeiten. „Der Mythos ‚Kalorienreduktion funktioniert bei jedem gleich‘ ist längst widerlegt“, erklärt Dr. Wallerstorfer. Studien zeigen, dass genetisch weniger begünstigte Menschen bei der gleichen Kalorienreduktion bis zu dreimal weniger Gewicht verlieren als andere. „Ein pauschaler Diätplan kann bei solchen erblichen Voraussetzungen frustrierend sein, weil der Körper einfach anders reagiert,“ so der Biotechnologe weiter. Ähnlich verhält es sich mit Kohlenhydraten und Fetten: Während manche Menschen Kohlenhydrate effizient verarbeiten, speichert ein großer Teil der Bevölkerung sie schneller als Fett. „Low-Carb-Diäten sind nicht für jeden gleichermaßen effektiv“, verdeutlicht Wallerstorfer und fährt fort: „Wer seine Gene kennt, kann die Ernährung so anpassen, dass der Körper optimal arbeitet, anstatt durch falsche Diäten zu stagnieren.“ Auch der Sportbereich überrascht: Wissenschaftliche Studien zeigen, dass bei einer Diät die Veranlagung beeinflusst, wie viel Muskelmasse eine Person verliert. „Manche Menschen verlieren durch ihre Gene mehr, während andere sie besser erhalten können,” erklärt der Biotechnologe. Wer zu einem stärkeren Muskelverlust neigt, sollte gezielt mit Kraftsport gegensteuern. Dieser hilft, die Körperkraft zu erhalten, was langfristig den Kalorienverbrauch stabil hält. Für Menschen, die während einer Diät wenig Muskulatur verlieren, bietet sich hingegen eher Ausdauersport an, da er in kurzer Zeit viele Kalorien verbrennt. Die Botschaft lautet also: „Gene sind kein Schicksal. Sie setzen den Rahmen, aber wir können lernen, innerhalb dieses Rahmens effektiv zu arbeiten“, betont Dr. Wallerstorfer.
Mit maßgeschneiderter Ernährung, individuell abgestimmtem Training und einem klaren Verständnis der eigenen genetischen Voraussetzungen lassen sich trotz Veranlagung langfristige Erfolge erzielen. „Wer seinen Neujahrsvorsätzen näherkommen möchte, sollte 2025 realistische Ziele setzen, die zur eigenen Lebensweise passen, und diese zu personalisieren“, erklärt der Biotechnologe. Der erste Schritt könnte ein Gesundheits-Check in Form einer genetischen Analyse sein. Diese ermöglicht es, genau jene Faktoren zu erkennen, die den Stoffwechsel und die individuellen Bedürfnisse unterstützen. Bei Unternehmen wie Novogenia werden solche Daten analysiert, um gezielte Empfehlungen zu geben. Darüber hinaus hilft Novogenia, den passenden Ansprechpartner wie Ernährungsberater, Physiotherapeuten oder Fitnesstrainer in der Nähe zu finden. Diese Experten entwickeln dann maßgeschneiderte Ernährungspläne und Bewegungsprogramme, mit denen man die natürlichen Stärken des Körpers nutzen kann. Ein Ernährungstagebuch kann zusätzlich helfen, das Essverhalten besser zu verstehen und Bedürfnisse bewusster wahrzunehmen. Kleine, erreichbare Meilensteine machen Fortschritte sichtbar und motivieren dazu, dranzubleiben.